Von Karlsruhe direkt nach Berlin
Zoe Mayer gewann bei der Bundestagswahl 2021 erstmals das Karlsruher Direktmandat für die Grünen und ist seitdem im Bundestag in Berlin unterwegs. Zuvor war sie im Karlsruher Gemeinderat vertreten und setzte sich dort vor allem für den Klimaschutz in der Stadt ein. Parallel studierte sie Wirtschaftsingenieurwesen am KIT und promoviert seit ihrem Masterabschluss im Bereich der Energiewirtschaft. Wir gratulierten der jungen Bundestagsabgeordneten zu ihrem Erfolg und wollten wissen, wie die ersten Tage in der Hauptstadt waren und was ihr am Studium an der KIT-Fakultät für Wirtschaftswissenschaften besonders gut gefallen hat.
Frau Mayer, direkt am Montag nach der Bundestagswahl ging es für Sie als frisch gewählte Bundestagsabgeordnete nach Berlin. Wie waren die ersten Tage und welche Aufgaben erwarten sie dort?
Die ersten Tage in Berlin waren sehr aufregend und das wird die nächsten Wochen und Monate sicher auch so bleiben. Mit 118 Abgeordneten ist die Fraktion der Grünen nach der Bundestagswahl stark angewachsen und so wie ich sind viele Mitglieder neu im Bundestag. Wir haben viele Meetings, in denen wir spannenden Input zu der Arbeit und den Abläufen hier in Berlin oder auch den neuesten Ergebnissen aus den Fraktionsgesprächen erhalten. Daneben stehen auf meiner To-Do Liste auch viele Interviews sowie die Suche nach Mitarbeitenden und einer Wohnung.
Während des Wahlkampfs waren Sie intensiv im Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern in Karlsruhe. Welchen Themen sind Sie dabei immer wieder begegnet?
Straßenwahlkampf ist für mich immer sehr bereichernd. Durch das direkte Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern lerne ich Karlsruhe wieder aufs Neue kennen. Die Klimapolitik und die Frage, wie auch auf internationaler Ebene die Klimaziele erreicht werden können waren zentrale Themen. An unseren Straßenständen diskutierten wir auch viel über die Coronapolitik und -impfungen. Ich bin davon überzeugt, dass Impfungen der einfachste und vielversprechendste Weg zurück in die Normalität sind. Wir müssen jedoch darauf achten, die Ängste von Menschen ernst zu nehmen und mit guten Informationskampagnen und Impfangeboten die Impfbereitschaft zu erhöhen.
Worauf freuen Sie sich in ihrer neuen Funktion als Abgeordnete im Bundestag am meisten?
Ich bin voller Vorfreude und jetzt nach den ersten Tagen in Berlin schon sehr begeistern von den vielen Menschen, die ich aus ganz Deutschland kennenlernen durfte. Dadurch gewinne ich spannende Einblicke in die Sichtweisen und Themen, die in anderen Bundesländern präsent sind. Neben all den persönlichen Kontakten freue ich mich besonders auf die inhaltliche Arbeit die, sobald die Sondierungsgespräche abgeschlossen sind und wir als Grüne die Regierung mitgestalten können, beginnen wird.
Ich setze mich stark für die Themen Energiepolitik, Landwirtschaft und Tierschutz ein und hoffe mit meiner Arbeit einen aktiven Beitrag und Fortschritt in diesen Bereich zu leisten. Dass ich diese Möglichkeit habe, empfinde ich als großes Geschenk.
Und was wird besonders herausfordernd?
Ich bin sehr gespannt auf die Koalitionsverhandlungen und vor allem die Ergebnisse. Sicher müssen alle beteiligten Parteien Abstriche ihrer geplanten Vorhaben machen. Herausfordernd wird es sein damit umzugehen und seine Positionen entsprechend zu verteidigen.
Mein Wahlkreis Karlsruhe liegt mir sehr am Herzen. Ein regelmäßiger Austausch, um die Belange der Karlsruherinnen und Karlsruher optimal im Bundestag vertreten zu können, ist mir sehr wichtig. Auch wenn ich viel in Berlin sein werde, hoffe ich den Kontakt nach Karlsruhe stets aufrechtzuerhalten, was sich sicher erst etwas einpendeln muss.
Eine aktuelle Herausforderung, der ich täglich ausgesetzt bin, ist mich nicht im Bundestag zu verlaufen – das passiert mir aber mit jedem Tag mehr hier immer seltener :).
Woran denken Sie gerne während Ihres Studiums an der KIT-Fakultät für Wirtschaftswissenschaften gerne zurück?
Ich hatte eine tolle Zeit am KIT und unglaublich viel gelernt – vor allem auch in Sachen Frustrationstoleranz, denn insbesondere in den ersten Semestern ist das Studium sehr herausfordernd. Doch Durchhaltevermögen zahlt sich aus – auch in der Politik. Durch die flexible Studienplangestaltung konnte ich mich stark im Bereich der Energiewirtschaft vertiefen und arbeite seit 2019 im Rahmen eines Promotionsprojekts am Institut für Industriebetriebslehre und Industrielle Produktion zu Klimaschutz im Gebäudesektor. Meine persönlichen Interessen sowie meine politischen Aktivitäten konnte ich während meines Studium sehr gut ausleben – auch wenn die Lernphasen sich oft über die gesamte vorlesungsfreie Zeit gezogen haben. Hier sehe ich noch Optimierungsbedarf.
Meine Promotionstätigkeit, der ich in den letzten Jahren hauptberuflich nachgegangen bin, tausche ich nun gegen die Politik ein und hoffe, in meiner Freizeit meine Promotion weiterzuverfolgen, da ich dabei auch sehr viel für meine persönliche Weiterbildung mitnehme.
Herzlichen Dank für Ihre Zeit Frau Mayer und viel Erfolg für Ihre neuen Aufgaben als Bundestagsabgeordnete. Wir, an der KIT-Fakultät für Wirtschaftswissenschaften freuen uns immer wieder von Ihnen zu hören.
Mehr über Zoe Mayer: https://zoe-mayer.de/
Mehr über dem Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen: https://www.wiwi.kit.edu/studienProgWiIng.php